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Embrace the chaos

«Ich habe sehr viel aus deiner Selbstständigkeit gelernt», sagte letztens ein Freund zu mir. Er meinte: «Ich werde mir auf keinen Fall Gedanken über Dinge machen, die ich zum aktuellen Zeitpunkt nicht brauche.» Haha – In my face!, dachte ich, gefühlt leicht angegriffen, als hätte ich nichts Wirkliches zustande gebracht. Und gleichzeitig wusste ich, dass er recht hat.

Ganz ehrlich – ich war Organisation in Person. Ich habe Templates für alle möglichen Szenarien angelegt, das beste Produktivitätstool gesucht, die Ordnerstruktur für jede noch so irrelevante Situation gewappnet, … Long Story Short: Ich habe es gemanagt, echt viel Zeit in die Definition von Workflows für potenzielle Use Cases zu stecken, die ich schlussendlich gar nie gebraucht habe. Das wiederum führte dazu, dass ich gar nicht mal so produktiv war, wie ich es mir gewünscht hätte. Auch bei den effektiven Projekten: Oft brauchte ich viel mehr Zeit als nötig, nur weil ich meine Notizen perfekt sortieren wollte.

Ich will das gar nicht unbedingt schlechtreden. Ich denke, dass es eine Stärke von mir ist, nicht einfach draufloszurennen – zu denken, bevor ich handle. Nebst dem macht es mir Spass. Ich organisiere gerne Dinge. Und trotzdem: Im Prozess habe ich oft gemerkt, dass ich mir selbst im Weg stehe – die Relevanten nicht von unwichtigen Dingen trennen konnte.

Ich ging reisen, und alles, was mir durch den Kopf ging, landete entweder in einem (der schliesslich vielen) Notizbüchern oder – wenn digital – in einer Notiz auf meinem iPhone. Unstrukturiert und unüberlegt – mit dem Gedanken im Hinterkopf, das alles zu Hause dann aufzuräumen und zu ordnen.
Etwas Interessantes ist passiert: Diese Notiz wurde zu meiner eigenen Inspirationsquelle. Ich scrolle durch unzusammenhängende Gedanken – und es entstehen neue Ideen. Ich habe mich also entschieden, hier mal gar nichts aufzuräumen. Und guess what: Diesen Beitrag schreibe ich genau in dieser Notiz. So chaotisch, wie sie auch ist – nicht abgeschottet in irgendeiner Textdatei, für die ich ein Template mit sauberer Formatierung angelegt habe.

Auf überraschende Weise habe ich gemerkt, dass ich kreativer bin, wenn eben nicht alles aufgeräumt und geordnet ist. Haha, bravo Sherlock – ist das nicht das, was immer alle sagen? Kreativität braucht Chaos. Für mich scheint das bis dahin noch nicht so ganz klar gewesen zu sein. Aber ich merkte: Wenn ich nicht mit der leeren, weissen Seite und den Platzhalter-Feldern starte, entsteht der Druck gar nie, jetzt was Krasses machen zu müssen. Und gleichzeitig wurde ich effizienter, weil ich den Vorteil darin sah, meine Notizen nicht mehr bis aufs Detail zu polieren.
Ein weiterer Game-Changer: Während ich mir für «Get shit done Tasks» (wie ich Dinge gerne nenne, bei denen es lediglich darum geht, sie einfach abzuarbeiten) Zeitblöcke einplane und alles gesammelt erledige, habe ich aufgehört, das bei kreativer Arbeit auch so zu machen. Vielmehr beschäftige ich mich immer wieder, aber in kleinen Zeitblöcken, mit dem Thema. Mein Unterbewusstsein kann so an der Idee weiterdenken, auch wenn ich gerade was anderes mache. Scheint offensichtlich: Ein Eintopf wird auch besser, wenn man ihn lange köcheln lässt …

By the way: Wenn du dich generell für das Thema Kreativität interessierst: Absolute Buchempfehlung: John Cleese, Creativity – A Short and Cheerful Guide.

Was will ich damit sagen? Embrace the chaos. Kreativität lebt davon, Bestehendes neu zu verknüpfen und Zusammenhänge zu finden, die es so noch nicht gab. Und oft sehen wir diese, wenn eben nicht alles genau da steht, wo es in die Reihe passt. Schlussendlich spielt es keine Rolle, ob die Notizen im Hintergrund schön aussehen oder wie durchdacht dein Workflow für alle Szenarien gewesen wäre, die nicht eingetreten sind. Es geht um den Output. Starte einfach.

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